Drei Könige folgen dem Licht


Der Weg zum Licht

 

 

Bildinterpretation von David Golka

 

 

Wer sich eingeübt hat in die Kunst des Schauens und Betrachtens, dem wird so mancher Pinselstrich hier nachgehen. Er wird genau hinsehen müssen, um die versteckten Spuren im Sand zu entdecken. Er wird das Spiel der Farben, die Haltung und Gestik mustern, die ihm – einem Schlüssel gleich – helfen wird, das Bild aufzuschließen.

 

 

Die drei Könige sind Suchende und Geplagte. Die weite Reise hat sie müde gemacht. Der stumme Mund ihrer Reittiere, ihr leerer Blick stets nach vorne gerichtet, lässt ihre Stimmung erahnen. Nicht umsonst kommen sie auf dem Bild von links. Links – das ist die Seite der Mühe, der Schwere und auch des Misserfolgs. In der Sprache der Bibel ist die rechte Seite darum auch die richtige Seite: die Seite des Findens, des Glücks, des Erfolgs. Auch der Stern, den sie entdeckt haben, leuchtet von rechts oben herab.

 

 

Es ist jener Stern, dessen besonderen Schein sie unter den vielen tausenden wieder entdeckt haben, der ihnen gewiss auf ihrem weiten Weg abhandengekommen ist, den sie nun endlich wieder erkannt haben, dessen Licht zur Lichtstraße wird.

 

 

In der Gestik und Haltung der drei Reiter liegt etwas Geheimnisvolles: es scheint, dass sie sich – einer nach dem anderen, von links nach rechts – auf einem Erkenntnis-Weg befinden. – Einem inneren Reifungsprozess?!

 

  1. Ist es nur eine günstige Fügung, ein schlichter Zufall, dass der etwas dunkel gehaltene König sich noch ganz hinten links befindet? Sein Gesicht geht leicht nach unten. Seine linke Hand erträgt das Licht des Sternes noch nicht. Aber seine goldene Krone ragt deutlich heraus. Wahrscheinlich ist er noch ganz mit dem Diesseits beschäftigt.
  2. „Schaut, da ist er wieder: unser Stern!“ So könnte der mittlere König ausgerufen haben, dessen Zeigefinger unübersehbar bleibt. Er zeigt schon in die rechte – damit in die richtige – Richtung. Das hebt sein Blick in die Höhe. Auch sein Gewand ist auffallend heller gehalten – aber es trägt noch die Spuren der sandigen Erde an sich. Das blaue Untergewand lässt bereits erahnen, dass er schon nach oben, auf Gott hin, ausgerichtet ist.
  3. Ganz aus der Sphäre des Mondes tritt der dritte Reiter hervor. Sein Blick ist gänzlich gebannt im staunenden Aufschauen der außergewöhnlichen Lichtquelle. Auf seinem Mantel haben sich schon die gelblichen Zeichen des Sterns eingezeichnet. Seine Haltung wirkt gelöst, seine Hand regt sich nicht. Von uns weggedreht bleibt sein Gesicht verborgen, doch damit lenkt er uns in die Richtung seiner Faszination.
    Möglicherweise hat er als einziger erkannt, dass sich darin ein Auge befindet, das ihn anschaut und zärtlich zu sich lockt. Er spürt: dieser Stern ist kein gewöhnlicher Stern. Sein Lichtkranz hat die Form des Kreuzes und inmitten die Form eines Dreiecks als Hinweis auf die verborgene Gegenwart Gottes!

 

 

 

Damals im Alten Testament führte Gott verborgen durch eine Wolke die Israeliten ins gelobte Land. Hier führt er sie durch den Stern. Aber auch die Wolke ist im Bild leicht angedeutet. Habt ihr sie entdeckt?

 

 

Gott führt den, der ihn sucht.

 

Gott führt den, der sich von ihm führen lassen will.

 

 

Je mehr man sich dem Licht Gottes öffnet, umso mehr wird man wie der rechte König: gebannt und fasziniert von seinem Glanz. So wird man mehr und mehr für andere zum Licht.

 

 

Quelle und Ursprung des Lichts ist für uns Jesus, der sagt:

 

 

Ich bin das Licht, das in die Welt gekommen ist, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.“

 

 

Wenn wir auf Jesus schauen, haben wir ein Ziel – wie die Sterndeuter. Wir werden zu Gott, zum Licht, zum Nächsten und zu uns selbst finden.